Wenn Diäten oder natürliche Appetithemmer auf pflanzlicher Basis keine Wirkung zeigen, sind rezeptpflichtige Appetitzügler oft die letzte Möglichkeit, um dauerhaft Gewicht zu reduzieren. Diese meist verkürzend als „Diätpillen“ bezeichneten Medikamente sind verschreibungspflichtig und werden in der Regel nur bei starkem Übergewicht und Fettleibigkeit verordnet. Als Richtwert wird meist ein BMI von 30 und höher angesehen. Doch rezeptpflichtige Appetitzügler sind nicht unumstritten und können je nach Präparat teilweise schwere Nebenwirkungen haben. Der nachfolgende Artikel dient lediglich der Informationsfindung und ersetzt auf keinen Fall den Gang zum Arzt um eine persönliche individuelle Beratung mit anschließender medizinischer Behandlung zu erhalten.
Wirkungsweise rezeptpflichtiger Appetitzügler
Es gibt verschiedene Arten und Wirkungsweisen rezeptpflichtiger Appetitzügler. Die sogenannten Anorektika hemmen die Bildung des Hungergefühls im Hypothalamus, dem Teil des Zwischenhirns, der für die vegetativen Nervenfunktionen des menschlichen Körpers zuständig ist. Zu den Anorektika gehören die Amphetamine, die aufputschend und stimulierend wirken und gleichzeitig den Appetit zügeln.
Eine andere Sorte der rezeptpflichtigen Appetitzügler sind die Inkretinmimetika. Sie sind keine eigentlichen Appetitzügler, sondern wirken wie körpereigene Hormone im Magen-Darm-Trakt und senken die Zuckerverwertung. Des Weiteren gibt es Fettbinder, die die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung hemmen, so dass ein großer Teil des aufgenommenen Fettes wieder ausgeschieden wird.
Parallel zur Einnahme dieser Sorte Appetitzügler muss die Nahrung auf fettarme Kost umgestellt werden. Allen Sorten von Appetitzüglern ist gemeinsam, dass sie nur unter ärztlicher Aufsicht und zeitlich begrenzt eingesetzt werden dürfen. Auch reicht die Einnahme alleine zur Gewichtsreduktion meist nicht aus, sondern sollte mit einer allgemeinen Lebensumstellung verbunden werden.
Gesundheitliches Risiko bei der Einnahme von rezeptpflichtigen Appetithemmern
Nicht pflanzliche Appetithemmer sind verschreibungspflichtig und werden vom Allgemeinarzt verordnet, wenn vorherige Abnehmversuche nicht erfolgreich waren. Das jeweilige Medikament muss auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden. Aufgrund der Zusammensetzung der Präparate kann es bei der Einnahme zu leichten bis schweren Nebenwirkungen kommen.
Vor allem die amphetaminhaltigen Medikamente können Kopfschmerzen, Schwindel und Schlafstörungen auslösen. Schwerere mögliche Nebenwirkungen sind Bluthochdurck, Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen, bleibende Schädigungen der Herzklappen und Empfindungsstörungen. Zu beachten ist außerdem die Gefahr einer Abhängigkeit. Die meisten Appetizügler dürfen deshalb in der Regel nicht länger als 4 Wochen eingenommen werden und die Einnahme muss stets durch den Hausarzt begleitet werden.
Auch nicht auszuschließen ist das Auftreten von psychischen Störungen, weshalb eine Kontrolle und Begleitung durch einen Psychotherapeuten notwendig sein kann. Auf dem Schwarzmarkt erhältliche Präparate enthalten oft nur geringe Mengen des Wirkstoffes und bestehen vor allem aus Bestandteilen, die lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben können. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass rezeptpflichtige Appetitzügler in die natürliche Funktionsweise des Körpers eingreifen. Sie können den Stoffwechsel stark beeinflussen und den Hormonhaushalt des Körpers verändern.
Die meistverschriebenen Appetitzügler aus der Apotheke
1.) Reductil: Der Hauptwirkstoff dieses Appetitzüglers ist Sibutramin. Dieser hemmt die Wiederaufnahme der Neurotransmitter (Botenstoffe) Noradrenalin und Serotonin in die Nervenzellen. Die deutsche Firma Knoll AG, zugehörig zu BASF, hat dieses Medikament in Form von Hartkapseln hergestellt. Sie waren einmal täglich in einer Dosis von 15 g einzunehmen. In einer Studie in den 2000er Jahren wurden die Langzeitfolgen der Einnahme von Sibutramin untersucht. Die Nebenwirkungen, die auftreten können, sind teilweise schwerwiegend: Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Anorexie, Bluthochdruck, Schwindel und Herzrhythmusstörungen.
Daraufhin empfahl ein Ausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur, den Wirkstoff nicht mehr in der Medikamentenherstellung zuzulassen. Vor allem für Herz-Kreislauf-Patienten ist die Einnahme von Sibutramin gefährlich. Andere Studien ergaben außerdem eine nur begrenzte Wirksamkeit. Die erreichte Gewichtsreduzierung ist im Durchschnitt gering und nach Absetzen des Medikaments erfolgte rasch wieder eine Gewichtszunahme. Bei Menschen mit psychischen Erkrankungen war außerdem von einer Einnahme abzuraten, weil das Medikament Stimmungsschwankungen auslösen kann. Der Inhaltsstoff Sibutramin wurde 2010 europaweit verboten und damit ist auch der Appetitzügler Reductil in Deutschland nicht mehr auf Verschreibung erhältlich. Er wird jedoch weiterhin wie andere verbotene Appetitzügler auf dem Schwarzmarkt vertrieben.
2.) Bontril: Der in dem Medikament enthaltene Wirkstoff Phendimetrazin stimuliert das zentrale Nervensystem, was zu einer Erhöhung von Blutdruck und Herzfrequenz und dadurch bedingt zu einer Verringerung des Appetits führt. Das Medikament wird als Kapsel oder Tablette verabreicht. Auch bei der Einnahme von Bontril können einige Nebenwirkungen auftreten: Magenbeschwerden, Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe, Beeinträchtigung des Sehvermögens, Schlaflosigkeit und Schlafstörungen, Reizbarkeit, Schwindel.
Verschiedene körperliche Beeinträchtigungen schließen eine Einnahme von Bontril außerdem aus: bei Diabetes, bei Nierenproblemen, bei einer Schwangerschaft bzw. in der Stillzeit. Grundsätzlich sollte vor der Einnahme eine gründliche Untersuchung durch einen Allgemeinmediziner stattfinden, um mögliche Risiken abzuklären. Bontril ist aufgrund der teilweise heftigen Nebenwirkungen in Deutschland nicht zugelassen.
3.) Xenical: Das Medikament ist als verschreibungspflichtige Pille zur Gewichtsreduktion am verbreitetsten und am wirksamsten. Es besteht aus dem Wirkstoff Orlistat, der nicht wie bei den beiden bisher vorgestellten Mitteln den Appetit hemmt, sondern die Resorption (Aufnahme) von Fett verringert. Konkret werden fettverdauende Enzyme des Magen-Darm-Trakts gehemmt.
Das bedeutet, dass die Einnahme immer mit einer fettarmen Ernährung verbunden werden muss. Sollte die Nahrung kein Fett enthalten, sollte auf eine Einnahme verzichtet werden, ebenso ist sie bei Ausfall einer Hauptmahlzeit wegzulassen. Der Wirkstoff Orlistat verhindert die Fettaufnahme auch nicht vollständig, sondern reduziert sie nur um ca. 30 Prozent. Vor allem in der Anfangsphase einer Diät kann das Mittel als Motivationshilfe zur dauerhaften Gewichtsabnahme hilfreich sein. Xenical wird als Hartkapsel verabreicht, drei Mal täglich 120 g zu den Mahlzeiten und darf nicht länger als 6 Monate eingenommen werden.
Studien zeigen, dass Xenical nur bei einem Teil von Patienten bei der Gewichtsreduktion hilft. Diabetiker oder Menschen mit Essstörungen sollten das Mittel nicht einnehmen. In der frühen Phase einer bestehenden Schwangerschaft kann die Einnahme von Xenical durch vermehrten Durchfall zu einer Frühgeburt führen. Allgemein betreffen viele Nebenwirkungen den Magen-Darm-Trakt. Auftreten können Stuhlschmieren, vermehrter Stuhlgang oder eben Durchfall.
Die Wirkung fettlöslicher Vitamine wie D, E und β-Carotin wird vermindert. Seltener treten auch schwere Schädigungen der Leber auf, weshalb der Einsatz des Medikaments momentan noch geprüft wird.
4.) Adipex: Das Mittel besteht aus Phentermin, das u.a. als Appetitzügler dient. Es gehört zu den Amphetamin-Derivaten und wirkt ähnlich wie das nicht mehr zugelassene Reductil durch die Beeinflussung der Neurotransmitter im Gehirn. Dopamin, Epinephrin und Norepinephrin werden freigesetzt, bewirken einen Verlust des Verlangens nach Essen und unterdrücken so den Appetit. Nach mehreren Wochen der Anwendung kann es aber zu einer Abschwächung dieser Wirkung kommen.
Die Einnahme der als Kapseln oder Tabletten verabreichten Adipex darf nicht länger als drei Monate erfolgen. Auch die Einnahme von Adipex ist nicht ganz risikolos. Die Liste der möglichen Nebenwirkungen ist lang: Abhängigkeit, Psychosen, Depression, Nervosität, Schlafstörungen, Schwindel, Krampfanfälle, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Störungen der Sexualfunktion und der Blasenentleerung und Hautreaktionen.
Von der Einnahme absehen sollten Menschen, die an einer Herzkrankheit leiden oder in der Vergangenheit gelitten haben, die hohen Blutdruck haben oder bei denen eine überaktive Schilddrüse diagnostiziert wurde. Ebenfalls bei in der Vergangenheit aufgetretenen Augenkrankheiten wie z.B. grüner Star oder bei Blutstörungen wie Arteriosklerose. Im ersten Drittel einer Schwangerschaft und in der Stillzeit darf das Mittel ebenfalls nicht angewandt werden. In Deutschland ist der Wirkstoff Phentermin bereits seit Anfang der 70er Jahre nicht mehr zugelassen und so darf Adipex nicht mehr auf dem deutschen Markt verkauft werden.
5.) Duromine: Hauptinhaltsstoff von Duromine ist wie beim Appetitzügler Adipex Phentermin, die Wirkungsweise des Medikaments ist deshalb mit der von Adipex zu vergleichen. Phentermin wird bei diesem Produkt mit einem Inhaltsstoff kombiniert, der für eine langsame Freisetzung sorgt. Auch die Einnahme von Duromine kann süchtig machen und auch hier können einige Nebenwirkungen auftreten: innere Unruhe, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, erhöhter Blutdruck, Durchfall oder Verstopfung, Atemprobleme und Brustschmerzen. In Deutschland ist das Mittel nicht mehr erhältlich.
Fazit zu rezeptpflichtigen Präparaten
Rezeptpflichtige Appetithemmer können beim Abnehmen helfen, sind jedoch mit äußerster Vorsicht zu genießen. Grundsätzlich sollten sie nur bei starkem Übergewicht mit Tendenz zur Fettleibigkeit zur Anwendung kommen und erst wenn alle vorherigen Versuche, das Gewicht zu reduzieren, gescheitert sind.
Die Einnahme muss von einem Allgemeinarzt verordnet und kontinuierlich überwacht werden, da die Gesundheit sonst nachhaltig geschädigt werden kann. Besonders wenn Vorerkrankungen bestehen, muss eine Erhöhung des Gesundheitsrisiko durch einen Allgemeinarzt abgeklärt und ausgeschlossen werden. Die Einnahme darf nur über einen begrenzten Zeitraum erfolgen, um das Risiko einer Abhängigkeit zu vermeiden. Dass so viele der Appetithemmer wegen ihrer problematischen Inhaltsstoffe in den letzten Jahren in Europa verboten wurden, zeigt das Risiko, das die Einnahme für die Gesundheit bergen kann.
In der Regel helfen die Appetitzügler nicht alleine beim Abnehmen, sondern müssen durch eine allgemeine Lebens- und Ernährungsumstellung ergänzt werden. Grundsätzlich ist zu empfehlen, zunächst auf anderen Wegen wie durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung und viel Bewegung zu versuchen, Übergewicht zu reduzieren.