Das Hormon Leptin wurde vor noch nicht allzu langer Zeit entdeckt: 1994 durch den Molekularbiologen Jeffrey Friedman. Aufgrund dieser späten Identifizierung ist es vielen noch nicht bekannt und somit auch nicht dessen Wirkung auf die Zunahme von Körpergewicht. Leptin wird in den Fettzellen des Körpers gebildet und reguliert das Hungergefühl.
Zunächst setzte man deshalb Hoffnungen in Leptin, dass es adipösen Menschen beim Abnehmen helfen könnte, bis entdeckt wurde, dass viele gegen das Hormon resistent sind. Doch es wird weiter bezüglich des Zusammenhanges von Leptin und Gewichtszunahme geforscht. Mit dem Hormon und der Leptin-Diät beschäftigt sich dieser Text anhand folgender Gliederung:
- Die Entdeckung von Leptin und dessen Wirkungsweise
- Was passiert bei Leptinmangel und wenn genug da ist?
- Wie kann man Leptin erhöhen?
- Leptinresistenz – wie tritt diese auf?
- Wie kann man eine Leptinresistenz bekämpfen?
- Sind Leptinpräparate wirklich sinnvoll?
- Abnehmen durch Leptin
- Fazit
- Alternativen
Die Entdeckung von Leptin und dessen Wirkungsweise
Der US-amerikanische Molekulargenetiker und Professor Jeffrey M. Friedman entdeckte 1994 das Hormon Leptin infolge von genetischen Experimenten mit Mäusen. Er beschrieb erstmals dessen Wirkung auf den Stoffwechsel und seine Bedeutung bei der Regulierung des Hunger- und Sättigungsgefühls. Leptin zählt wie die meisten Hormone zu den Proteohormonen.
Diese sind lipidunlöslich bzw. lipophob, d. h. sie sind fettunlöslich und besitzen eine Eiweißstruktur. Leptin wird v. a. in den Fettzellen (Adipozyten) des Körpers gebildet, in kleineren Mengen auch in der Plazenta, dem Knochenmark, der Magenschleimhaut, dem Brustepithek, der Skelettmuskulatur, der Hypophyse und im Hypothalamus. Es besteht aus 167 Aminosäuren.
Proteohormone haben eine Botenfunktion und lösen bestimmte Prozesse im menschlichen Körper aus. So auch Leptin. Es wirkt auf die im Gehirn ausgeschütteten Neuropeptide, die den Appetit anregen. Es hemmt diese, so dass die Botschaft gesendet wird, die Essensaufnahme einzustellen und Energie aus den körpereigenen Speichern zu gewinnnen.
Sind die Speicher wieder leer, sinkt auch der Leptinspiegel wieder, so dass das Sättigungsgefühl durch das Hungergefühl ersetzt wird. Mit der Nahrungsaufnahme werden die Fettdepots wieder aufgefüllt und der Leptinspiegel steigt – und der Prozess beginnt wieder von vorn. Zusätzlich aktiviert Leptin die hungerdämpfenden Neurotransmitter POMC und KART.
Die Erkenntnis, dass Leptin auf natürliche Weise als Appetitzügler wirkt, weckte die Hoffnung, dass Übergewichtige und insbesondere Adipöse mit diesem Hormon effektiv abnehmen können. Doch US-amerikanische Forscher fanden in Experimenten mit Ratten heraus, dass diese bei Übergewicht und der gleichzeitigen Zufuhr von Leptin keinesfalls abnehmen (wie ihre schlanken Artgenossen, die trotz gleicher Menge an zugefütterter Nahrung dauerhaft schlank blieben). Nur die übergewichtige Gruppe, die zu viel Bewegung animiert wurde, begann unter der Zufuhr von Leptin wieder abzunehmen.
Die Forscher schlossen daraus, dass Leptin nur schlanken Menschen bei der Appetitzüglung und Fettverbrennung hilft, bei Übergewichtigen „bewegungsfaulen“ aber sogar zur weiteren Gewichtszunahme führt. Es wurde vermutet, dass übergewichtige Menschen zu viel Leptin produzieren und dadurch eine gewisse Resistenz dagegen aufbauen, so dass infolge einer zusätzlichen Zufuhr der appetitzügelnde Effekt nicht mehr eintritt. Diese Vermutung hat die Forschung bisher bestätigt.
Weitere Einflüsse, die Leptin hat, sind eine Erhöhung von Blutdruck und Herzfrequenz und die Reduktion der Bildung des Peptids Amyloid-Beta, das im Zusammenhang mit der Herausbildung von Alzheimer steht.
Was passiert bei Leptinmangel und wenn genug da ist?
Existiert im Körper genetisch bedingt ein Leptinmangel (Leptindefizienz), führt das dazu, dass man immer Hunger und nie ein Sättigungsgefühl empfindet. Die seltene Erbkrankheit wird nur weitergegeben, wenn sie bereits bei beiden Eltern aufgetreten ist. Die Forschung hat herausgefunden, dass Leptinmangel v. a. bei Familien auftritt, die über Generationen untereinander geheiratet haben. Leptinmangel kann zu schwerer Adipositas bereits im Kindesalter führen.
Zunächst wurde Leptinmangel immer über einen Bluttest identifiziert. Konnte das Hormon nicht in der Blutbahn gefunden werden, diagnostizierte man Leptinmangel. Als jedoch ein extrem adipöser Junge von drei Jahren in Ulm untersucht wurde und trotz gegenteiliger Vermutung hohe Leptinwerte im Blut gemessen wurden, untersuchte man das Leptingen und stellte überraschenderweise eine Mutation fest (dieser Fall wurde in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ beschrieben), die die Wirkungsweise des Leptins trotz dessen Vorhandensein außer Kraft setzt. Ähnliche Feststellungen zur Wirkungsweise von Hormonen hatte man in der Kinderendokrinologie (Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen) bereits zuvor gemacht. Man spricht in einem solchen Fall von bioinaktiven Hormonen.
Wie kann man Leptin erhöhen?
Wenn Leptinmangel medizinisch diagnostiziert ist, kann eine medikamentöse Behandlung in Angriff genommen nehmen. So wurde es auch im Falle des adipösen Jungen aus Ulm gemacht, der biotechnologisch hergestelltes Leptin (Metreleptin) verabreicht bekam. Bereits nach wenigen Tagen trat der Erfolg ein; das Hungergefühl des Jungen war deutlich gedämpft und er nahm schnell ab.
Leptinresistenz – wie tritt diese auf?
Nicht nur Leptinmangel kann vorkommen – manche Menschen leiden unter Leptinresistenz. In diesem Fall ist es nicht so wie beim Leptinmangel, dass das Hormon zu wenig im Körper vorkommt, sondern im Gegenteil: viele adipöse Menschen haben eine hohe Konzentration des Hormons im Blut. Das Hormon wirkt dennoch nicht auf die Zielneuronen, die Leptinrezeptoren funktionieren nicht mehr. Was der Grund dafür ist, hat die Forschung bisher noch nicht herausgefunden. Die Indikation ist in jedem Fall dieselbe: starkes Übergewicht bis Adipositas.
Ursachen für die Ausbildung einer Leptinresistenz kann es viele geben. Wirklich geklärt ist die Ursache auch nach zwanzig Jahren Forschung an dem Hormon noch nicht endgültig. Es wird vermutet, dass sie auch genetisch bedingt sein kann wie der Leptinmangel. Aber auch durch eine ungünstige Lebensweise kann sich die Resistenz ausbilden, z. B. eine falsche Ernährung ( v. a. zu viel Fett und Fruktose), Bewegungsmangel, Schlafentzuf oder unruhiger Schlaf. Auf lange Sicht wird eine Leptinresistenz außerdem zum Problem, weil sie zum Entstehen von Diabetes Typ II beitragen kann.
Wie kann man eine Leptinresistenz bekämpfen?
Verschiedene wissenschaftliche Experimente und Studien legen einige wirksame Strategien im Kampf gegen die Leptinresistenz nahe. Bei allen geht es darum, die Lebensgewohnheiten zu verändern. Die Ergebnisse einer holländischen Studie legen nahe, dass eine Leptinresistenz vermindert werden kann, wenn man die Ernährung von zwei oder drei großen Mahlzeiten am Tag auf mehrere kleine umstellt.
Bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Studie nahmen Heißhunger und Appetit deutlich ab. US-amerikanische Forscher zeigten, dass Bewegung die Leptinresistenz vermindern kann. Der Grund dafür könnte in der Anregung des Stoffwechsels liegen.
Sind Leptinpräparate wirklich sinnvoll?
Es gibt gegen jedes Leiden vermeintliche Wundermittel, die frei verkäuflich auf dem Markt angeboten werden. Gegen Leptinresistenz gibt es homöopathische Präparate, Globuli. Deren Wirkung ist aber wie bei der ganzen Bandbreite der Homöopathie nicht erwiesen. Das Geld dafür kann man sich also sparen.
Abnehmen durch Leptin
Die Erkenntnisse über Leptin und dessen Wirkungsweise können trotz der Untauglichkeit von homöopathischen Präparaten zur Unterstützung des eigenen Abnehmens angewandt werden. Und zwar, indem man seine Ernährung umstellt. Es sollten Lebensmittel gegessen werden, die eine Leptinresistenz abbauen und der Entstehung einer neuen vorbeugen, einem Leptinmangel entgegenwirken und eine Überproduktion von Leptin verhindern.
Außerdem kann man die Erkenntnisse über die Wirkung von Leptin bei einer Diät nutzen. Wenn man eine Diät macht, bei der die Menge des Essens reduziert wird, sollte man immer wieder einen Tag einschieben, an dem man wieder „mehr“ isst. Denn wenn sich der Körper an die Reduzierung der Kalorien gewöhnt, wird der Leptinspiegel nach ein paar Tagen auch gesenkt und das Hungergefühl wird automatisch größer. Im schlimmsten Fall fällt man in „alte Essgewohnheiten“ zurück und der Diätversuch hat gar nichts gebracht. Der Leptinspiegel erreicht schnell wieder einen hohen Wert, wenn man einen Tag einfügt, an dem man ausnahmsweise viele Kohlenhydrate isst.
Insgesamt sollte man die Nahrungsaufnahme nicht zu stark reduzieren, weil das automatisch ein starkes Hungergefühl produziert. Das wirkt komplett dem Prinzp entgegen, Leptin für die eigene Diät und das Abnehmen zu nutzen. Und auch eine Jo-Jo-Diät bringt gar nichts, weil durch die ständige extreme Nahrungszufuhr und den extremen Nahrungsentzug der Stoffwechsel und die Wirkung des Hormons komplett durcheinandergebracht werden.
Es wird außerdem vermutet, dass bestimmte Lebensmittel eine ungünstige Wirkung (wenn man das Ziel hat, abzunehmen) auf den Leptinspiegel haben. Fruktose soll die Leptinrezeptoren behindern, also sollte man nicht zu viel Obst essen und lieber auf Gemüse zurückgreifen. Verarbeitete Lebensmittel sind außerdem nicht zu empfehlen, genauso einfache Kohlenhydrate, die in Lebensmitteln wie weißem Brot und Backwaren vorhanden sind.
Regelmäßiger Sport wirkt außerdem einem Gewöhnungseffekt hingegen und ist aus gesundheitlicher Hinsicht auch nur zu empfehlen. Komplett vermeiden sollte man bei der Diät aber Tage, an denen man gar nichts isst, denn dabei fällt der Leptinspiegel zu stark und das Hungergefühl kann so übermächtig werden, dass man schnell mit der ganzen Diät scheitert.
Fazit
Das Wissen um die Wirkung von Leptin ist hilfreich, um sich selbst zu kontrollieren, wenn man zu leichtem Übergewicht neigt, dass nicht unbedingt einer medizinischen Behandlung bedarf wie starkes Übergewicht oder Adipositas. Von homöopathischen Leptin-Präparaten ist abzuraten, weil man ihnen keine Wirkung nachweisen kann und es schade um das ausgegebene Geld ist, das man besser in gesunde Lebensmittel investieren kann. Aber mit dem Wissen um den Einfluss des Hormons auf das Sättigungs- und Hungergefühl kann man mit dem Ziel des Abnehmens entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Alternativen zur Leptin Diät
Natürlich ist das Wissen um die Wirkungsweise des Hormons Leptin nicht die einzige Möglichkeit, um Körpergewicht zu reduzieren. Einen Anfang kann man durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung machen. Viele Vitamine, ausreichend Eiweiß und Fette, nicht zu viele Kohlenhydrate und ausreichend Flüssigkeit. Zusätzlich sollte man sich viel bewegen. Wer noch mehr erreichen will, kann Diäten ausprobieren. Die Eiweiß-, Low Carb– und die Atkins-Diät funktionieren erfahrungsgemäß gut. Denn sie haben die Reduktion von ungesunden Kohlenhydraten im Fokus und erhöhen die Menge der aufzunehmenden Proteine. Wichtig ist bei jeder Diät, dass man sie nicht einseitig gestaltet, denn das macht das Abnehmen nicht effektiv, kann den Körper schädigen und hat meist auch auf die psychische Verfassung keine guten Auswirkungen – keine gute Voraussetzung, um abzunehmen und dauerhaft gesund zu leben.
Literatur
http://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1406653, abgerufen am 27.01.2017
http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/5345.php, 27.01.2017